zum anmelden:

    Hiermit erkläre ich, die Datenschutzhinweise gelesen zu haben und erkläre mich einverstanden, dass meine personenbezogenen Daten gespeichert werden.

    This site is protected by reCAPTCHA and the Google
    Privacy Policy and
    Terms of Service apply.

    30.10.2020 –
    18.07.2021

    DER UNBEKANNTE POLITISCHE GEFANGENE Ein internationaler Skulpturenwettbewerb zu Zeiten des Kalten Krieges

    Cover der Publikation: Der unbekannte politische Gefangene

    Der Wettbewerb für ein »Denkmal des unbekannten politischen Gefangenen« wurde 1952 vom Londoner Institute of Contemporary Arts (ICA) ausgelobt. Seine herausragende Bedeutung erlangte er, weil er erstmals nach 1945 Künstlerinnen und Künstlern wieder ein breites internationales Forum bot und vor dem Hintergrund des Ost-West-Konflikts der Nachkriegszeit von einer ideologisierten Kunst(politik) geprägt war.

    Zur Teilnahme eingeladen waren Künstlerinnen und Künstler aller Länder, eine Beschränkung hinsichtlich des Alters, der stilistischen Prägung oder Herkunft unterblieb, um eine möglichst hohe Beteiligung zu erreichen. Aus der Ausschreibung ging aber nicht klar hervor, welcher politischen Gefangenen man gedenken wollte, derer des Nationalsozialismus beispielsweise oder aber derer, die unter Stalin inhaftiert worden waren. Daher boykottierten der Ostblock und die Sowjetunion den Wettbewerb. Außerdem standen vermutlich damals schon US-amerikanische Behörden, darunter sogar die CIA, im Verdacht, in die Finanzierung des Wettbewerbs involviert zu sein.

    Insgesamt reagierten etwa 3.000 Bildhauerinnen und Bildhauer aus 57 Nationen auf die Ausschreibung, von denen fast 1.500 Entwürfe lieferten. Mit 262 Einreichungen kam die größte Zahl an Beteiligungen aus der jungen Bundesrepublik. Während die ältere Künstlergeneration, der etwa Gerhard Marcks oder Richard Scheibe angehörten, nicht vertreten war, erkannten jüngere Künstlerinnen und Künstler die einzigartige Möglichkeit, nach langen Jahren der Isolation internationale Aufmerksamkeit zu erreichen. Zusammen mit den 46 Schweizer Entwürfen wurden die deutschen Vorschläge 1952/53 im Haus am Waldsee in Berlin gezeigt, bevor die Werke der Finalisten beider Länder zur Endauswahl in die Londoner Tate Gallery geschickt wurden.

    Dort entschied der Brite Reg Butler den Gesamtwettbewerb für sich. Sein Entwurf zeigt eine hoch aufragende Metallkonstruktion auf einem Felsen, die gleichermaßen an einen Radio- oder Sendemast und einen Wachturm erinnert. Ausgezeichnet wurden zudem u. a. Mirko Basaldella (I), Naum Gabo (USA), Barbara Hepworth (UK), Max Bill (CH), Alexander Calder (USA) und Lynn Chadwick (UK). Auffallend viele Künstlerinnen und Künstler hatten sich von einer figurativen Umsetzung des Wettbewerbthemas gelöst und lieferten stark abstrahierte bis abstrakte Entwürfe. Generell versuchten die Künstlerinnen und Künstler ein allgemeingültiges Bild von Leid und Gefangenschaft zu vermitteln, das häufig mit entindividualisierten menschlichen Figuren und an Fesseln, Ketten und Barrieren gemahnenden Versatzstücken zum Ausdruck gebracht werden sollte.

    Für einen Großteil des Publikums stellten die progressiven Entwürfe eine ästhetische Belastungsprobe dar. Viele Ausstellungskritiken beklagten eine unangemessene Darstellung der Leiden der Gefangenen, die zu fassen, die Kunst nicht imstande sei. Dennoch bekundete der damalige Bürgermeister von Berlin, Ernst Reuter, das Interesse seiner Stadt daran, Aufstellungsort der Siegerplastik zu werden. Die Umsetzung dieser Pläne scheiterte am Widerstand der Bevölkerung und der mangelnden Finanzierung. Die Wettbewerbsbeiträge gerieten in Vergessenheit und werden nun, soweit sie noch erhalten oder dokumentiert sind, in einer Auswahl im Kunsthaus Dahlem ausgestellt.

    Das Ausstellungsdesign im Kunsthaus Dahlem wurde von Ute Schimmelpfennig in Anlehnung an das Design für den amerikanischen Vorentscheid im MoMA von 1953 entworfen und konterkariert die Architektur des Hauses mit dezidiert modernistischer Sprache.

    Künstler der Ausstellung
    Internationale Sektion: Ørnulf Bast, Reg Butler, Wessel Couzijn, Emil Gehrer, Gerður Helgadóttir, Barbara Hepworth, Hugo Imfeld, Lazaros Lameras, Ulrika Marseen, F. E. McWilliam, Luciano Minguzzi, Jorge Oteiza, André Ramseyer, Theodore Roszak, Jewad Selim, Jorge Vieira.
    Deutsche Sektion: Egon Altdorf, Karl Hartung, Bernhard Heiliger, Hans Jaenisch, Franklin Pühn, Erich F. Reuter, Zoltán Székessy, Hans Uhlmann.

    Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Sprache.

    Die Ausstellung wurde gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.