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    04.04.2022 –
    19.06.2022

    Raumlineaturen – Grafik von Hans Uhlmann 1933-1960

    Ansicht der Ausstellung »Raumlineaturen – Grafik von Hans Uhlmann 1933-1960«
    Ausstellungansicht »Raumlineaturen – Grafik von Hans Uhlmann 1933-1960« Foto: Gunter Lepkowski

    Mit Hans Uhlmann würdigt das Kunsthaus Dahlem einen der prominentesten Künstler der Bundesrepublik nach 1945. Anlass für die Werkschau ist die Veröffentlichung seiner Gefängnistagebücher, die gleichermaßen intimes Zeugnis der quälenden Hafterfahrung wie zentrales Moment seiner künstlerischen Entwicklung sind. Die Ausstellung konzentriert sich auf das weniger bekannte grafische Werk des Bildhauers.
    Am 26. Oktober 1933 verhaftete die Gestapo Hans Uhlmann auf offener Straße. Im berüchtigten Columbia-Haus wurde er über mehrere Wochen verhört und anschließend vor dem Kammergericht wegen »Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens« verurteilt. Fast zwei Jahre verbrachte er in Haft – zuerst in Moabit und dann im Strafgefängnis Tegel. Die Erfahrungen dieser Jahre hielt der Künstler in Tagebüchern fest. Parallel dazu entstanden drei Hefte mit Skizzen, in denen er Mithäftlinge, aber auch andere Personen aus der Erinnerung porträtierte und künstlerische Ideen festhielt, die er nach seiner Entlassung umzusetzen gedachte. Getrennt von Freunden, Freundinnen, Familie und Bezugspersonen verarbeitete Uhlmann so den oftmals eintönigen und deprimierenden Haftalltag. Mehrmals erzählt er von der andauernden Ungewissheit und Angst: »Grenzenlose Traurigkeit und Melancholie, ohne Beispiel in meinem bisherigen Leben, bedrückten mich.« Uhlmann beschrieb seine Verhaftung ebenso wie Szenen aus dem Gefängnisalltag, vor allem aber künstlerische Anliegen und Vorhaben: »Ich denke oft an die Freiheit; an meine ersten Arbeiten; ich beschäftige mich hier damit, mir diese Figuren vorzustellen.« Sie nicht umsetzen zu können, quälte den Künstler: »Ich wünsche mir sehnlichst, unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiten zu können. Wenn man als Bildhauer arbeiten möchte und es ist nicht möglich, dann ist es eine Tortur.« Umso hoffnungsvoller blickte er der Zeit nach seiner Entlassung entgegen.
    Zentral für Uhlmanns Werk war die Idee, für die Porträtplastiken Draht zu verwenden: »Ich stelle mir meine Zeichnungen vor, oft und ganze Nächte lang. – Ich muß auch mit Eisen arbeiten, Gesichter und Figuren aus Platten (auch aus Kupfer zum Beispiel), die verschiedenen Platten werden geschweißt (elektrisches Schweißen), Haare aus Draht?« Kaum entlassen, fertigte Uhlmann mehrere aufwendig gestaltete Grafikmappen zu Drahtfiguren, aber auch Plastiken, die größtenteils zerstört und nur durch Fotos dokumentiert sind.
    Nach Kriegsende konnte Hans Uhlmann seine Werke endlich wieder präsentieren und erfuhr große Anerkennung. Schon 1950 wurde er zum außerordentlichen Professor an die West- Berliner Kunsthochschule berufen. In den Jahren 1955, 1959 und 1964 nahm er an der documenta teil und 1964 waren seine Werke auf der 32. Biennale in Venedig zu sehen. Heute prägen zahlreiche seiner großformatigen Arbeiten den öffentlichen Raum. Prominente Beispiele in Berlin sind die unbetitelten Plastiken vor der Deutschen Oper und auf dem Dach der Philharmonie.
    Die Ausstellung »Raumlineaturen – Grafik von Hans Uhlmann« beschreibt den künstlerischen Werdegang ausgehend von den linearen Zeichnungen der 1930er-Jahre über die semi-figurative Grafik der 1940er-Jahre bis hin zur geometrischen Abstraktion ab 1950. Ebenfalls zu sehen sind die Tagebücher mit einzelnen Blättern und Textexzerpten