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    Z1binärWein

    Bild: Martin G. Schicht: In Zukunft Zukunft, 2021. © VG Bild-Kunst, Bonn 2025.

    Im Nachgang zu Paul Jarays Austtellung als jüdischer Automobilingenieur mitte des 20. Jahrhunderst erfolgt mit Z1binärWein ein weiteres Projekt im Kontext von Kunst und Technik.

    Wohl eine der wichtigsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts wurden 1936-38 in Berlin entwickelt: Der Z1. Er gilt als der erste Computer, gebaut von Konrad Zuse in Kreuzberg. Dieser Computer stand in der Methfesselstrasse als das ganze Haus bei einem Bombenangriff 1944 zerstört wurde. Mikroreste des Z1 werden im Boden vermutet.

    Genau auf diesem Grundstück befindet sich heute eine andere Berliner Besonderheit: Ein Weinberg.

    Ohne Computer gäbe es heute keine Digitalisierung, keine Industrielle Revolution 4.0 und keine generative KI. Das Frappante der aktuellen KI ist bereits in der Logik des ersten Computers angelegt: Auf materieller Ebene sieht man Kabel, Halbleiter, Festplatten. Aber auf imaginärer Ebene sehen wir Zahlen, Texte, Bilder, Grafiken. Ja, wir glauben manchmal, es mit einem Bewusstsein zu tun zu haben. Wie kann das sein?

    Man kann Wein in einer ähnlichen Systematik verstehen. Auf materieller Ebene nimmt die Pflanze Nährstoffe aus der Erde und verwandelt sie mit Licht und Photosynthese in eine Frucht. Man nimmt diese Frucht, keltert und trinkt sie. Dann vollzieht sich auf imaginärer Ebene ebenfalls eine Wandlung zerebraler und kognitiver Vorgänge. Die Literatur ist seit Jahrtausenden voll von diesem Phänomen.

    Am vorliegenden Kreuzberger Weinberg überkreuzen sich die Stränge von Computer und Wein. Diese einzigartige Situation soll im Rechercheprojekt mit einer neuen Technologie erforscht werden: LiFi.

    LiFi funktioniert wie WiFi, das per Funkwellen Informationen überträgt. Allerdings sendet LiFi einen hochfrequentiellen Binärcode als Licht. Und Licht ist es, das Weinpflanzen wachsen lässt.

    Im Forschungsprojekt wird untersucht, wie LiFi auf Weinpflanzen einwirken kann. Erforscht wird die digitale Kommunikation mittels der Weinpflanze zu den Resten des Z1 im Boden durch ihr Wurzelwerk. Dazu werden die Pflanzen mit informiertem Licht bestrahlt. Als Nebeneffekt entstehen informierte Weintrauben, die zu einem besonderen Wein gekeltert werden, der die Information über den Z1 enthalten kann. Gesucht wird der letzte Rechenvorgang des Z1 vor der Detonation.

    Das Projekt wird als künstlerische Forschung verstanden. Es entwickelt sich prozessual und bleibt ergebnisoffen.

     

    Beteiligte

    Hannes Lewerenz ist und Daniel Mayer war der Winzer des Weinbergs am Kreuzberg. Mit ihrem önologischen Fachwissen unterstützen sie das Projekt.

    Hofgrün ist die (Wild-)Staudengärtnerei in der Methfesselstraße, worauf sich der Weinberg befindet. Die Geschäftsführer Marcel Zierke und Jesse Bertram unterstützen das Projekt. Auf dem Areal können LiFi-Instsallation, Traubenbeobachtung, Bodenprospektion und Veranstaltungen stattfinden.

    Barbara und Friedrich Wenz sind Erd- und Humusexperten, die ihr Wissen und Forschung in Feld und Garten praktizieren. Sie werden mögliche Kommunikationen im Boden zwischen den Weinpflanzen und den miniatürlichen Resten des Z1 untersuchen und stimulieren.

    Dr. Anagnostis Paraskevopoulos vom Frauenhofer Heinrich Hertz-Institut Berlin hat mit seinem Forschungsteam die Technologie des LiFi entwickelt und stellt diese dem Projekt zur Verfügung.

    Konrad Zuse gilt als Erfinder des Computers in Berlin ab 1936. Als Computerentwickler war er die meiste Zeit seines Lebens wenig anerkannt. Einige seiner Erfindungen wurden zunächst anderen zugeschrieben. Erst sehr spät schenkte man seinem Werk mehr Aufmerksamkeit. Konrad Zuse war zudem Künstler und malte über 900 Bilder. Sein Verhältnis zum NS-Regime war ambivalent. In den 40ern war er u.a. am Bau von Gleitbomben beteiligt. Der NS-Partei war er nicht beigetreten.

    Gottfried Wilhelm Leibniz war barocker Philosoph, Mathematiker und Aufklärer. Er hat den achtstelligen Binärcode erfunden, der bis heute die kommunikative Basis für Computer darstellt.

    Das Kunsthaus Dahlem begleitet und unterstützt das Projekt. Sein kritisches Augenmerk liegt u.a. auf Kunstpersönlichkeiten in der NS-Zeit.

    Martin G. Schicht
    Er hat das Projekt 2020 initiert. Als Künstler und Kurator aus Berlin, Zürich und Valsolda arbeitet Martin G. Schicht häufig an Projekten zum Thema Zeit. Aus diesem Zusammenhang erforscht er das Verhältnis von Digitalität und Zeit. Sein Medium ist die Zeitkapsel. Diese kann in seinem künstlerischen An- satz ganz verschiedene Ausformungen annehmen. Es kann sich dabei tatsächlich um eine Box handeln, in der ein präzises Objekt in die Zukunft gesendet wird. Solche Boxen werden mitunter im Zusammenhang mit einer besonderen Architektur eingelegt. Es kann sich aber auch um eine Eingrabung handeln, bei der ein Bezug zu Archäologie und Geschichte hergestellt wird. Zeitkapseln können in seinem Ansatz zudem als Land-Art, Text und Performance realisi- ert werden. Seine Projekte sind geprägt durch eine ausgiebige Rcchereche und künstlerische Forschung, die häufig an der Schnittstelle von Kunst, Technik, Philosophie und Wissenschaft erfolgt.

    Häufig arbeitet er mit jungen Personen zusammen, die Erinnerungen selbst in die Zukunft tragen können. Er führt zudem Interviews mit älteren Künstler*innen, um ihre Erinnerungen zu bewahren. In seinen Projekten reagiert er auf die soziale Situation vor Ort. So entstehen sozialinklusive Projektpartizipationen. Seine Zeit-Projekte sind häufig demokratisch-partizipativ unter Einbeziehung heterogener, kultureller und sozialer Gruppen.

    Martin G. Schmid hat sich 2020 im Rahmen eines Zeitprojekts am Kunsthaus Pasquart in Biel/ Bienne umbenannt in Martin G. Schicht. Mehr über ihn und seine Arbeit erfährt man hier: www.martingschicht.net