20.06.2025
15:00 – 16:00
SINGEN ZWISCHEN DEN STÜHLEN – Performance von Pia Lanzinger (DE)

Die Veranstaltungssprache ist Deutsch
Teil des Festivalprogramms 10 JAHRE – 10 TAGE! anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Kunsthaus Dahlem
Über das Projekt
Kunst wollten damals in der Nachkriegszeit ja plötzlich alle. Aber wann ist sie nur Bombast, Kult oder todschickes Design? Und was wird uns dabei nicht sonst noch alles untergejubelt?
Da beklagt sich beispielsweise in den Sechzigerjahren ein gewisser R. W. Eichler in seinen Schriften, dass »durch den Wegfall homogener kulturbewußter Schichten, wie […] Adel und Patriziergesellschaft« das Ideal »volksnaher bildnerischer Gestaltungskraft« von Staats wegen als überholt gilt. Sahen das seine zahlreichen Leser:innen genauso? Und welche Form von Demokratie stand demgegenüber? Zwischen dem »Wir«, das »nicht mit Gammlern verwechselt« werden will (Schlagersänger Freddy Quinn, 1966), und dem »Wir«, das sich einer Welt verweigert, in der bald »Graue B-Film-Helden regieren« (Band Fehlfarben, 1980), klaffte jedenfalls ein tiefer Spalt.
Pia Lanzinger, die mitten drin war, wird – unterstützt von der Sängerin Anke Brauweiler – kulturelle Splitter der Nachkriegsmoderne anhand von diversen Fundstücken und Erinnerungen in Szene setzen. Ihr unverblümter Blick richtet sich darauf, wie damals um Kunst und Kultur gestritten wurde: Realismus oder Abstraktion, Retroromantik oder Zukunftsversprechen, Kitsch oder Avantgarde, Heimatliebe oder Aufbruch ins Weltall? Alt–Nazis stoßen mit pragmatischen Modernen zusammen.
Pop-Songs aus den 1950er- bis zu den 1980er-Jahren werden in der Performance mit Diskursen der Hochkunst verglichen, und das damalige spannungsreiche Lebensgefühl wieder heraufbeschworen – falls es nicht sowieso noch unverändert da sein sollte.
Ort
Kosten und Tickets
Alle Angebote im Rahmen des Jubiläums sind für Besucher:innen kostenfrei.
Kein Ticketverkauf vorgesehen.
Pia Lanzinger – Biografie
Pia Lanzinger lebt und arbeitet als Künstlerin in Berlin. Ihr Schwerpunkt liegt auf kollaborativen Projekten im öffentlichen Raum, die den Versuch unternehmen, Bruchstellen und Ungereimtheiten wahrzunehmen und für kommunikative Experimente zu nutzen. Lanzingers performative und meist partizipative Aktionen umfassen öffentliche Spiele, Performances sowie geführte Touren, die mit stimmoffensiven Elementen, Aufführungen, Tanz und Musik agieren. Pia Lanzinger realisiert ihre Projekte und Ausstellungen sowohl in Institutionen als auch im öffentlichen Raum. Stipendien führten sie unter anderem nach Südkorea, Tiflis, Paris, Worpswede, Schottland und Istanbul. Sie unterrichtete an verschiedenen Kunstakademien und kuratierte Ausstellungen in Kunstinstitutionen sowie im öffentlichen Raum. Sie ist Mitglied im Deutschen Künstlerbund.